Eine Volksuniversität muss man vorbereiten!

Jacqueline Humberset, Aktivistin von ATD Vierte Welt, bei der Volksuniversität Vierte Welt, die im November 2022 in Treyvaux stattfand. © ATD Vierte Welt

Ich heisse Jacqueline und bin seit 48 (!) Jahren Aktivistin. Ich lernte die Bewegung ATD Vierte Welt kennen, weil ich mit meinen Stiefeltern in Freiburg zur Strassenbibliothek ging. Heute lebe ich in La Chaux-de-Fonds. Vor 35 Jahren nahm ich zum ersten Mal an einer Volksuniversität Vierte Welt teil. Ich kann mich zwar nicht erinnern, über welches Thema wir damals diskutierten, doch hat dieses Treffen einen sehr guten Eindruck hinterlassen.

Positives und Negatives

Die Vorbereitung auf eine Volksuniversität gibt mir die Möglichkeit, die Meinungen der übrigen Mitglieder der Lokalgruppe zu hören. Und wenn die Volksuniversität dann auf nationaler Ebene stattfindet, kann ich die Meinungen der Teilnehmenden aus anderen Lokalgruppen durch diese Meinungen ergänzen. Das ist für mich manchmal positiv und manchmal negativ. Denn die negativen Erlebnisse mancher Menschen gehen mir sehr nahe. Doch es gibt auch Menschen, die positive Dinge erleben, was mich dann immer sehr für sie freut. 

Meiner Meinung nach sollte man aufschreiben, was während der Vorbereitungstreffen alles gesagt wird. Diese Notizen könnte man dann während der Volksuniversität verwenden. Das würde dazu beitragen, dass man nichts vergisst und wirklich sagt, was man sagen möchte.

Bei der letzten Volksuniversität, am 2. Dezember im nationalen Zentrum in Treyvaux, ging es um das Thema Arbeit. Obwohl ich im Ruhestand bin, habe ich daran teilgenommen und aufmerksam zugehört, was gesagt wurde und welche Meinung die Menschen vertraten. Mir scheint, dass die Anforderungen heute höher sind als früher. Heute braucht man für alles ein EFZ (Diplom). Zum einen sind die Anforderungen höher und zum anderen geht alles sehr schnell, so dass man den Menschen manchmal nicht mehr richtig zuhört. 

Bei den Volksuniversitäten sind wir ein bisschen wie die Politiker in Bern: Wir diskutieren über wichtige Themen. Aber ich würde mir wünschen, dass die Worte auch zu Taten führen.

Jacqueline Humberset, Aktivistin von ATD Vierte Welt