Unser Sommerfest: Wozu dient es ?

Die Hände des Musikers Christophe Erard – und eines der vielen Instrumente, die er beim Sommerfest 2023 in Treyvaux gespielt hat.

Natürlich gab es während des Sommerfests, das am 9. Juli über 200 Personen im nationalen Zentrum in Treyvaux zusammenbrachte, viele lächelnde Gesichter. Familien, zahlreiche Kinder, ältere Menschen, Aktivistinnen und Aktivisten, Verbündete sowie neue Gesichter. Die Sonne strahlte, die Aktivitäten waren schön abwechslungsreich – Spiele, Ausstellungen, Musik, das Essen usw. – und es gab viele Wiedersehen und erste Begegnungen.

Aber… „Wozu soll das alles gut sein?“, fragte eine Person, die an diesem Tag ATD Vierte Welt kennenlernte. Das „alles“ bezog sich sowohl auf die Juni-Ausgabe unserer Zeitung, die sie in den Händen hielt, als auch auf das Fest – und sogar auf die Gesamtheit der Aktionen der Bewegung. Ohne zu wissen, wie wir den Kampf gegen die Armut verstehen und führen, sagte sie sinngemäss: „Damit sich die Dinge ändern, müssten sich die Armen Gehör verschaffen können, dass das, was sie zu sagen haben, ernst genommen wird, dass sie würdig und gleichberechtigt behandelt werden“.

Jean-Robert Saffore, ein langjähriger Aktivist, und ich antworteten, dass unser Fest genau in diese Richtung geht: Es ermöglicht, uns zu treffen, uns in einem Klima des gegenseitigen Respekts und Vertrauens auszutauschen, Begegnungen zu machen, neue Menschen willkommen zu heissen, über das zu sprechen, was wir getan haben und was wir tun möchten, und zu spüren, dass sich die Dinge bewegen. Dieses Fest, so fröhlich es auch sein mag, ist ein Moment des Aufbaus: Es trägt dazu bei, uns zusammenzubringen, uns zu vereinen, uns Kraft und Elan zu verleihen.

Perry Proellochs, Redaktor ATD Vierte Welt

Unvergessliche Begegnungs- und Gemeinschaftsmomente

Trotz sehr heissem Wetter waren wir ein VW-Bus voll freudiger Senioren und Seniorinnen, und fuhren auch dieses Jahr von Basel ans Sommerfest nach Treyvaux.

Hinaus aus dem grauen Alltag belastet mit gesundheitlichen und finanziellen Problemen, aber auch Einsamkeitsmomenten, genossen alle diese Fahrt und das mit dabei sein können am gemeinsamen Ausflug. Annelies: „Es war so schön und unvergesslich für uns, mit den anderen zusammen diesen Tag zu erleben. Wir hatten uns schon so lange darauf gefreut“.

An den langen Tischen in den schattigen Zelten hatten die teilweise mobil eingeschränkten Senioren ihren Sitzplatz gefunden und begannen Gespräche mit den ihnen gegenübersitzenden Personen – die sie manchmal noch nicht kannten. Der kulinarische Aspekt spielte dabei eine nicht unbedeutenden Rolle… Altbekannte Gesichter aus anderen Regionen tauchten auf, viele Erinnerungen wurden wach und rege ausgetauscht. Die daraus entstandenen Geschichten gaben den reichen Gemeinschaftsmomenten viel Farbe und eine unvergessliche Bedeutung. Margrit: „Neben den altbekannten Personen lernte ich auch immer wieder Neue kennen“. Die zwei Ferientage hier mit Rosmarie zusammen vor drei Jahren werde ich nie vergessen, es war so schön“.

Auf der Heimfahrt zeigten mir die müden aber glücklichen Gesichter, wie wichtig es auch für die älteren, mobil eingeschränkten Personen ist, in der Gemeinschaft ein Gefühl der Dazugehörigkeit zu erleben.

Die reichen Begegnungsmomente nährten mich und gaben mir Bestätigung und Motivation mich für das ATD-Projekt der aufsuchenden Altersarbeit regional und schweizweit weiter zu engagieren.

                                                                 Christine  Lindt, Verbündete von ATD Vierte Welt, Basel