«Ausschluss und Teilhabe»

“Ausschluss und Teilhabe”

Weiterbildungstreffen für Freunde und Verbündete von ATD Vierte Welt in Bern

Am 9. November 2019 trafen sich 16 deutschsprachige Freunde und Verbündete der Bewegung ATD Vierte Welt im Quartierzentrum Wylerhuus zu einer Weiterbildung zum Thema «Armut in der Schweiz – Ausgrenzung und Teilhabe».

Drei Vorträge wurden dazu gehalten. Zuerst aus der Sicht des Soziologen Ueli Mäder, dann aus praktischer Sicht von der soziokulturellen Animatorin der VBG Quartierarbeit, Sonja Preisig und schliesslich aus Sicht der politischen Erfahrung von Claude Hodel, Verbündeter von ATD Vierte Welt. Nach jeder Präsentation wurden die anwesenden Personen eingeladen, in kleinen Gruppen über das gehörte zu diskutieren und auf ihre persönliche Erfahrungen zu beziehen.

Intensiver Austausch über Abgrenzung und Teilhabe

So konnten die Teilnehmenden – verschiedenen Alters, aus unterschiedlichen Berufen und mit unterschiedlichen Erfahrungen mit Menschen in Armut – ihre Erfahrungen kundtun. Sie konnten über ihre Eindrücke sprechen, ihre Fragen stellen. Es entstand ein intensiver Austausch über «Ausgrenzung und Teilhabe», da alle Teilnehmenden ihre eigene Sensibilität und persönliche Erfahrung mit Menschen am Rande der Gesellschaft einbrachten. Es kam deutlich zum Ausdruck, dass jede und jeder von uns aufgefordert ist, unsere Bequemlichkeit zu überwinden und unsere Überzeugungen zu hinterfragen. Nur so können wir gemeinsam mit Menschen, die Armut erleben, überlegen, wie ein Weg in eine bessere Zukunft gefunden werden kann. Denn allein zu denken bedeutet, nur vom eigenen Weltbild auszugehen, das auf der eigenen Lebenserfahrung und Ausbildung aufbaut. Das Risiko besteht darin, an Stelle des Andern zu denken.

Wir haben festgestellt, dass es eine Sprache gibt, welche Menschen in Armutssituationen unter sich verwenden, und eine andere, die sie im Gebrauch mit jenen verwenden, welche diese Erfahrung nicht haben.Wie kann man erreichen, dass alle zusammenfinden, um sich gegenseitig besser zu verstehen? Und wie kann ein Vertrauen langfristig aufgebaut werden, damit das echte Gespräch auf beiden Seiten umgesetzt werden kann?

Wir haben auch von der Scham der Ungleichheit gesprochen, von der Scham, die ausschliesst. Sie verhindertdas Sprechen, aus Angst, nicht dem Bild zu entsprechen, das die Gesellschaft erwartet: dem des Erfolgs. Nur wenn wir es wagen, unsere Fehler zu formulieren, können diese angegangen werden und könnenn andere darin unterstützt werden, die ihrigen anzuegehen.

Das Lernen «an der Basis» geht weiter, der glaubwürdigste Weg, den am stärksten Ausgeschlossenen eine Stimme zu geben – sich auf sie zu verlassen, um gemeinsam voranzukommen – und einen gemeinsamen Weg zu einer gleichberechtigteren Gesellschaft zu finden.

Natacha Rostetsky

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