Geschichte

Die Bewegung in der Schweiz

1957

Gründung des Vereins „Aide à Toute Détresse“, der später zu ATD Vierte Welt wird, durch Joseph Wresinski und Familien des Obdachlosenlagers von Noisy-le-Grand bei Paris. Auch junge Schweizerinnen und Schweizer arbeiten dort mit.

1965

Gründung des schweizerischen Vereins „Aide à Toute Détresse – Hilfe in der Not“, (später wird er zu „Gemeinsam für die Würde aller») und Eröffnung eines Sekretariats in Bern. Die ersten Mitglieder des Langzeitvolontariats aus der Schweiz kehren von ihrem Einsatz in der Obdachlosensiedlung von Noisy-le-Grand (F) zurück und beginnen in der Schweiz die Bewegung ATD Vierte Welt aufzubauen. 

1967

Das Sekretariat von ATD Vierte Welt Schweiz zieht von Bern nach Treyvaux (bei Freiburg) in ein ehemaliges Bauernhaus, wo arme Familien aus Frankreich, Belgien und bald auch aus der Schweiz Ferien verbringen können.

1969

Eine Kinderbibliothek mit Atelier für kreatives Gestalten wird in der Unterstadt von Freiburg eröffnet, und 1972 auch in einer Notsiedlung in Basel. Benachteiligte Siedlungen werden auch in Zürich und Genf besucht. Ein Team zieht 1975 in eine Notwohnung in Zürich.

1975

Erste gesamtschweizerische Bildungstreffen mit armutserfahrenen Familien und Personen aus anderen Bevölkerungskreisen. Aus diesen Tagungen entsteht 1983 die „Volksuniversität Vierte Welt“.

1979

Internationales Jahr des Kindes. Der „Solidaritätsbus“ von ATD Vierte Welt trifft über 2’000 Kinder in benachteiligten Vierteln der Schweiz. Eine Kinderdelegation von ATD Vierte Welt wird im Bundeshaus von Hans Hürlimann, dem Bundespräsidenten, empfangen.

1984

Das Buch Schweizer ohne Namen von Hélène Beyeler von Burg erscheint. Was Menschen in Armut darin ausdrücken, zeigt ein unbekanntes Gesicht der Schweiz, eine Armut, die sich versteckt. ATD Vierte Welt gehört fortan zu den Organisationen, die an eidgenössischen Vernehmlassungen teilnehmen können.

1986

In Genf bei den Menschenrechtsorganen der Vereinten Nationen zeigt Joseph Wresinski auf, dass umfassende Armut eine Verletzung der Menschenrechte darstellt. 2012 werden die Leitlinien „Extreme Armut und Menschenrechte“ vom Menschenrechtsrat der UNO angenommen.

1987, 17. Oktober

Der 17. Oktober wird zum ersten Welttag zur Überwindung der Armut. Auf dem Trocaderoplatz in Paris versammeln sich 100’000 Menschen gegen die Armut und für die  Menschenrechte. Eine Delegation von ATD Vierte Welt aus der Schweiz ist mit dabei. Joseph Wresinski weiht eine Gedenkplatte zu Ehren der Opfer extremer Armut ein.

1992

Der 17. Oktober wird von der UNO-Generalversammlung zum internationalen Tag zur Überwindung der Armut erklärt.

1988

Die Tagung „Für eine umfassende Bekämpfung der Armut“ versammelt im Zentrum von ATD Vierte Welt in Treyvaux 80 Verantwortliche aus Politik, Verwaltung und Organisationen der Schweiz.

1996

Am 27. September nimmt Bundesrätin Ruth Dreifuss, Vorsteherin des Departements des Innern, an einem Arbeitstreffen im schweizerischen Zentrum von ATD Vierte Welt in Treyvaux teil, zusammen mit ATD-Mitgliedern und VerantwortungsträgerInnen von Kantonen und Städten.

2003

Eine ATD-Delegation beteiligt sich an der ersten nationalen Armutskonferenz und fordert einen nationalen Plan zur Bekämpfung von Armut und Ausgrenzung.

2007

Am 17. Oktober empfängt Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey eine Delegation von 80 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. 1’500 Personen nehmen an diesem Welttag zur Überwindung der Armut an der Gedenkfeier auf dem Bundesplatz in Bern teil.

Das umgebaute nationale Zentrum von ATD Vierte Welt in Treyvaux wird eingeweiht. Es ist den Armen und Ausgegrenzten ein Ort der Identität und des Wissenserwerbs zum Wohle aller.

2008

Die Ausarbeitung einer nationalen Strategie zur Armutsbekämpfung wird vom Bundesrat beschlossen. ATD Vierte Welt soll einen Bericht über Mitwirkung und Rechtszugang der am meisten benachteiligten Bevölkerungsteile erstellen. 

2013 (11. April)

Der Bundesrat anerkennt das Unrecht, das den Opfern fürsorgerischer Zwangsmassnahmen angetan worden ist und lanciert eine vertiefte historische Aufarbeitung dieses dunkeln Kapitels der Schweizer Geschichte (11. April). ATD Vierte Welt startet die Gruppe „Geschichte erforschen für die Zukunft der Kinder“.

2015

Aktionen von ATD Vierte Welt Schweiz: in Yverdon-les- Bains das ganze Jahr hindurch „Kunst auf der Strasse“; in Martigny am „Festival des cinq continents“; in Pruntrut mit der Ausstellung „Artous“; in Freiburg am 17. Oktober und am Sankt Nikolaustag. Diese kulturellen Projekte für Kinder und Erwachsene gehören zu den regelmässigen Aktionen von ATD Vierte Welt. Sie ermöglichen eine Beteiligung am gesellschaftlichen Leben.

2016

3. Schweizerische Armutskonferenz im Rahmen des nationalen Programms zur Prävention und Bekämpfung von Armut 2014-2018. Eine Delegation von 20 ATD-Mitgliedern nimmt daran teil und spricht in der Vollversammlung zum Anliegen: „Das Recht auf Mitwirkung für alle umsetzen“.

2017

Erarbeiten und Aufführen des Musiktheaters Verborgene Farben. Mitglieder von ATD Vierte Welt treffen sich mit Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Sie spricht an der Première des Musiktheaters. Mit dem Musiktheater Verborgene Farben wollen wir die Bevölkerung aufrütteln und ermutigen, gegen das Elend und für den Frieden einzutreten.

50 Jahre ATD Vierte Welt in der Schweiz. Wir machen weiter, um das Schweigen über die Gewalt umfassender Armut und ihre Verletzung der Menschenrechte zu brechen.

2018

Der Dokumentarfilm was ist aus uns geworden erscheint.

2019

Beginn des vom Justizdepartement finanzierten Projekts „Armut – Identität – Gesellschaft“.
Neue Niederlassung der Bewegung ATD Vierte Welt in Rorschach (SG).

Das Buch von Nelly Schenker Es langs, langs Warteli… erscheint nun auch auf französisch: Une longue, longue attente. Lesungen an mehreren Orten in der Schweiz.
Die Kunstausstellung wandert weiter.