Weitere Personen erreichen

Ein Moment der Debatte während des nationalen Koordinationstages am 27. April 2024 im Nationalen Zentrum in Treyvaux.
© Nida-Errahmen Ajmi / ATD Vierte Welt
An den nationalen Koordinationstagen versammeln sich Aktivmitglieder von ATD Vierte Welt um über ein oder mehrere Themen zu diskutieren. Der Anlass ist Teilen und Weiterbildung zugleich; teilen und diskutieren von Erfahrungen und Wissen der Teilnehmenden, daraus Handlungsmöglichkeiten entwickeln und dabei Aktionsschwerpunkte definieren, Motivation schöpfen. Am vergangenen 27. April haben rund vierzig Aktivmitglieder sich mit zwei Themen1 beschäftigt darunter die Frage
„Wie und warum sollen Leute eingeladen werden, sie sich für die Engagements von ATD Vierte Welt in der Schweiz zu interessieren?“
Die folgenden Zeilen zeugen von den vielfältigen Ideen, die bei den Diskussionen aufgekommen sind.
Zu welchem Zweck?
ATD Vierte Welt durchlebt in der Schweiz gerade eine richtungsweisende Zeit. Die Publikation2 von „Beziehungen zwischen Institutionen, der Gesellschaft und Menschen in Armut in der Schweiz: eine Gewalterfahrung, die weitergeht?“ hat verschiedene Aktionen ausgelöst und Reaktionen hervorgerufen. Dabei erfahren wir, dass die Wahrnehmung der Politik, der Ämter, der sozialen, juristischen und wissenschaftlichen Institutionen, der Bildungsstätten und auch jene der Medien auf die Armut und die Menschen die davon betroffen sind, sich laufend verändern. Damit ATD Vierte Welt die Weiterentwicklung erfolgreich gestalten kann, braucht es das Engagement aller Beteiligten. Wir wollen vor allem:
- weitere Personen erreichen, die in Armut leben und ihre Anliegen ansprechen;
- neue SympathisantInnen3 für unsere Anliegen gewinnen, vor allem junge Menschen;
- Boden für fruchtbare Zusammenarbeit vorbereiten indem wir Beziehungen schaffen zu Politik, Staat, Ämtern, Institutionen, und zu Stiftungen und Unternehmen, die dafür offen sind, uns auch finanziell zu unterstützen (natürlich braucht ATD Vierte Welt auch Geld, um seine Aktivitäten durchzuführen!);
- Netzwerke, Partnerschaften, Austauschmöglichkeiten entwickeln.
Wie?
An den nationalen Koordinationstagen waren sich die Aktivmitglieder von ATD Vierte Welt einig: Unsere Denkansätze und Arbeitsmethoden zu erklären und an die Leute zu bringen, ist nicht einfach, aber machbar. Damit sich die gewünschten Resultate einstellen, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Man muss Interesse und Bereitschaft der angesprochenen Person spüren, auf einen Anlass, bzw. einen Kontext eingehen, der gerade aktuell ist, Zeit haben um die Kontakte auch langfristig zu pflegen.ATD Vierte Welt erklären, zeigen, dass es in der Schweiz Armut gibt, dass sie sich nicht bloss auf Geldmangel beschränkt und nicht auf fehlendem Willen beruht; dazu unsere Zeitung oder einen Flyer anbieten – das geht nicht in zwei Minuten. Es braucht eine gemütliche und vertraute Atmosphäre, damit man die AnsprechpartnerInnen erreicht und nicht unerwünschte oder gar kontraproduktive Reaktionen provoziert. Wir müssen ehrlich, glaubhaft und offen sein, während wir den Kontakt behalten und die Personen begleiten, damit sie jene Informationen zu ATD Vierte Welt bekommen, die sie interessieren – und uns freuen, wenn sie sich zu einer Begegnung oder einer Aktivität einladen lässt.
Perry Proellochs, Mitglied der nationalen Delegation
Übersetzung von Theres Bärtschi
1. Das andere Thema hatte als Titel „Vereinheitlichende Dynamik für die Bewegung rund um die Schwerpunkte des AIG-Berichts“.
2. Dieser Bericht ist auf www.atd.ch zum Download bereit oder kann in Papierform bestellt werden.
3. Die Idee ist nicht, neue Mitglieder für ATD Vierte Welt zu gewinnen, sondern SympathisantInnen, die sich frei in ihrem Rhythmus engagieren wo sie dies möchten; sei es indem sie z.B. an einer Aktivität teilnehmen, in ihrem Umfeld über die verborgenen Dimensionen der Armut diskutieren und erklären, dass es in der Schweiz sehr wohl Armut gibt, eine Spende oder ein Legat machen oder einer Lokalgruppe von ATD Vierte Welt beitreten.