Unser Projekt ist preisgekrönt!
Am 25. Oktober wurde das Forschungsprojekt „Armut – Identität – Gesellschaft“ beim Praxisforum an der Fachhochschule für Soziale Arbeit FHNW in Olten zum Thema „innovative Zusammenarbeitsmodelle“ mit dem Prix sozialinfo.ch 20221 ausgezeichnet. Bei der Preisübergabe beschrieb die Jury das Projekt als möglichen „Game-Changer“ im Sozialbereich, d.h. als Projekt mit dem Potenzial, tiefgreifende Veränderungen in der Art und Weise herbeizuführen, wie die Gesellschaft und die Institutionen armutsbetroffene Menschen betrachten und behandeln. Wir geben diese Rede hier wieder und leiten sie mit Aussagen aus dem Video2 ein, das sozialinfo.ch zur Vorstellung des Projekts „Armut – Identität – Gesellschaft“ erstellt hat.
„Der Mehrwert für mich war, auf gleicher Ebene mit Menschen aus Wissenschaft und Fachpraxis zusammenarbeiten zu können. Volle Akzeptanz und keine Ausgrenzung. Das konnte ich für mich als Erlebnis aus dem Ganzen mitnehmen. […]
Meine Hoffnung ist, dass sich die strukturellen Fehler eliminieren lassen, dass es Veränderungen im politischen Bereich gibt und dass es Veränderungen im gesetzgeberischen Bereich gibt, wo heute immer noch viel Diskriminierung herrscht.
Das muss sich verändern und das ist unser Ziel mit dieser dreijährigen Arbeit.“
Markus Christen, ATD Vierte Welt Aktivist
Geschätzte Anwesende, liebe Vertretende der ATD Vierte Welt,
Ich freue mich ausserordentlich, im Namen der Jury das Team von „Armut – Identität – Gesellschaft“ als Preistragende ehren zu dürfen.
Eine Aktivistin der ATD Vierte Welt in Grossbritanien, Moraene Roberts, sagte einst: „Es ist leicht, Menschen in Armut ihre Rechte abzusprechen, da sie keine Kraft mehr haben, diese zu verteidigen“.3
Was bedeutet es, keine Kraft mehr zu haben, um seine Rechte geltend zu machen? Warum gibt es in der Schweiz Menschen, die keine Kraft mehr dazu haben? Wie kommt es so weit, dass diesen Menschen überhaupt die Rechte abgesprochen werden?
ATD Vierte Welt will die Ursachen hinter den Symptomen finden, damit Lösungen entwickelt werden können, die die armutsbetroffenen Menschen in unserer Gesellschaft als vollwertige Akteure anerkennen und unterstützen. Und dazu müssen auch gerade diejenigen Stimmen eingebunden sein, die in unserem gegenwärtigen System nicht gehört werden.
Genau hier setzt das Projekt „Armut – Identität – Gesellschaft“ radikal an: Armutsbetroffene Menschen werden zu Co-Forschenden auf Augenhöhe mit Forschenden aus Wissenschaft und Fachpraxis. Gemeinsam lernen und dokumentieren sie, was die Ursachen für das Leid und wo die Hebel für Veränderungen sind. Das, geschätzte Anwesende, sind die Voraussetzungen für echte Demokratie.
Die Jury ist überzeugt: Das Projekt hat das Potential zum Game-Changer!
Wir wünschen dem Team weiterhin viel Energie sowie offene Geister und Herzen in Politik, Bildung und Öffentlichkeit. ATD – Agir Tou·te·s pour la Dignité! Herzliche Gratulation zu dieser zukunftsweisenden Form der Zusammenarbeit!
Iris Lenardic, Jurymitglied sozialinfo.ch
- www.sozialinfo.ch
- Das Video ist über unsere Website www.atd.ch abrufbar.
- Moraene Roberts, In Armut leben bedeutet abseits der Menschenrechte zu leben.