Strassenbibliothek Basel – Thema Abschied

Strassenbibliothek in Basel, 2022

Dina Brenner hat sich sechs Jahre lang leidenschaftlich für die Strassenbibliothek in Basel engagiert. Sie wendet sich nun anderen Aktivitäten zu. Weil es die letzte Sommerstrassenbibliothek in dieser Form war, wurde das Thema Abschied gewählt. Hier erzählt sie von diesen letzten Begegnungen, die zwei Wochen lang in Juli jeden Nachmittag stattfanden. Ein ganz grosses Dankeschön an sie für all die Begeisterung und die Magie, die sie unzähligen Kindern eingehaucht hat.

Abschied nehmen… Abschied von mir (Dina), Abschied von der Strassenbibliothek, Abschied von Kindern, die aus der Siedlung wegzügeln, Abschied vom Kindergarten oder Abschied aufgrund eines Schulwechsels, Abschied von Grosseltern oder von Haustieren. Wir haben einige berührende und sensible Bücher zu diesen Themen finden können. Zum Beispiel Anna und die Weiherhexe und Füchslein in der Kiste, aber auch zum Umgang mit Frust und Trauer: Häschen tröstet.

Wir Kinder der Strassenbibliothek

Auf einem Tuch mit dem Titel „Wir Kinder der Strassenbibliothek“ und einer aufgedruckten Weltkarte malten die Kinder sich selbst, schrieben ihre Namen dazu und zeichneten eine Linie zu ihrem Herkunftsland. Es kamen sogar ein paar Kinder, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte und die jetzt schon 13 oder 14 Jahre alt waren.

Manche Kinder waren, als ich 2016 angefangen habe, erst drei- oder vierjährig und sind nun neun- oder zehn Jahre alt und waren über all die sechs Jahre immer wieder dabei. 

Einige Kinder konnten anfangs gar kein Deutsch und waren sehr schüchtern. Doch mithilfe von Büchern und gemeinsamem Plaudern erzählen sie heute wie ein Wasserfall und lieben es, selbst vorzulesen. 

Es ist schön für mich, die Entwicklung der Kinder zu sehen und zu begleiten und Impulse oder Anregungen mitgeben zu können.

Wir schauten uns Fotos von früher an und lasen die Bücher, die wir im Laufe der Jahre selbst gemacht haben. Und wir überlegten gemeinsam, an welche Aktivitäten wir uns noch erinnern konnten und welche Kinder früher da waren.

Träume, Sehnsüchte und Liebe

Und wir überlegten, was wir uns für die Zukunft wünschen. Dafür durften die Kinder Glitzergläser basteln. Wir sprachen über Träume und Sehnsüchte und über die Liebe. Auch über ihre Erfahrungen mit Tod und Zeremonien und über ihre Vorstellung, was wohl nach dem Tod sein wird, sprachen wir.

Am letzten Tag luden wir Kilian mit seinen Instrumenten in die Siedlung ein. Wir stellten alle gemalten Bilder aus und es wurde getrötet und getrommelt wie verrückt. Zuletzt bekamen alle noch ein Glace und Wassermelone und es gab Sirup zu trinken.

Ich hoffe sehr, dass sie die Strassenbibliothek in warmer und bunter Erinnerung behalten werden

und vielleicht das ein oder andere Mal selbst mit einer Decke und Büchern oder Malsachen in ihrem Park sitzen und mit ihren Freunden die gemeinsame Zeit geniessen. Und vielleicht sehen wir das ein oder andere Gesicht in einer späteren Taporigruppe wieder.

Dina Brenner, Leiterin der Strassenbibliothek in Basel