Im Dialog mit Menschen, die in Armut leben – eine Kooperation mit Migros-Kulturprozent


In einem gemeinsamen Projekt ermöglichen das Migros-Kulturprozent und ATD Vierte Welt Schweiz allen Interessierten, in der Begegnung mit armutsbetroffenen Menschen einen neuen Blick auf Armut in der Schweiz zu entwickeln. © Matteo De Mattia

Migros-Kulturprozent hat unser Kolloquium „Endlosschlaufe Armut – welche Verantwortung für unsere Gesellschaft?“ vom 9. Mai 2023 finanziell unterstützt und deshalb haben wir den Verantwortlichen den Forschungsbericht „Armut – Identität – Gesellschaft“ (AIG) geschickt. Ihr Interesse war geweckt und sie haben ATD Vierte Welt kontaktiert um zu sondieren, ob eine Kooperation aufgrund der im Bericht enthaltenen Ansätze für Veränderungen möglich wäre. Rasch wurden wir uns einig, dass uns das Handlungsfeld 2 „Gesellschaftliche Ebene und Öffentlichkeit“ und der Grundpfeiler „Armut kennen, verstehen und anerkennen, gemeinsam mit Menschen, die sie erleben“ verbinden. Die verantwortliche Person von Migros-Kulturprozent besuchte daraufhin das nationale Zentrum von ATD in Treyvaux und zusammen mit AktivistInnen und Verbündeten der Bewegung wurden die Eckpunkte für ein gemeinsames Projekt festgelegt.

Auf ihrer Webseite schreibt Migros-Kulturprozent: „In einem gemeinsamen Projekt ermöglichen das Migros-Kulturprozent und ATD Vierte Welt Schweiz allen Interessierten, in der Begegnung mit armutsbetroffenen Menschen einen neuen Blick auf Armut in der Schweiz zu entwickeln. Möchtest du dich gemeinsam mit anderen mit dem Thema Armut auseinandersetzen? Interessiert dich, welchen Herausforderungen und Vorurteilen Armutsbetroffene begegnen? Willst du dich engagieren und konkret etwas gegen soziale Ausgrenzung tun?“1

Dieses „Dialog-Projekt“ enthält verschiedene Aktivitäten. Die Basis bilden Veranstaltungen an verschiedenen Orten in der Schweiz, bei denen Menschen, die sonst auf Grund ihrer sozialen Unterschiede kaum miteinander ins Gespräch kommen, gemeinsam nachdenken und Handlungsstrategien und Inhalte (z.B. für eine Diskussion mit KollegInnen, für einen Leserbrief) entwickeln, die dazu beitragen, dass alle kompetent agieren können, wenn es um das Thema Armut in unserer Gesellschaft geht. Dabei wird darauf geachtet, dass an einem lokal aktuellen Thema gearbeitet wird, wie eine bevorstehende Abstimmung über das kantonale Sozialhilfegesetz, das fragwürdige Plakat einer Partei, ein entwürdigender Artikel in der Lokalzeitung. Bitte lassen Sie es uns wissen, wenn Sie möchten, dass wir in Ihrer Gemeinde ein solches Treffen organisieren.

Der Austausch in diesen Treffen wird eine reiche Quelle an Einsichten und Ideen sein. Ausgehend davon werden wir in einer zweiten Phase des Projekts eine Publikation erarbeiten mit dem Arbeitstitel „Schluss mit den Vorurteilen über Armut und Menschen in Armut“. Die Publikation wird Texte enthalten, aber auch andere Ausdrucksmittel, vor allem im Stil von Karikatur und Comics, die gerade zu diesem Thema viele Aha-Erlebnisse und Anregungen für Gespräche vermitteln können. Sie ist an ein weites Publikum gerichtet und soll möglichst „alltagstauglich“ sein. In einer dritten Phase, 2027, werden an möglichst vielen Orten Strassenaktionen durchgeführt, mit Menschen, die sich dank der Dialoge (vermehrt) engagieren und ihre Bekannten animieren, mitzuwirken, wo immer sie sind.

Annelise Oeschger, AIG-Valorisierungsgruppe

1. https://engagement.migros.ch/de/armut/atd