Die Strassenbibliothek – ein Sprungbrett!
ATD Vierte Welt leitet in Genf jeden Mittwoch eine Strassenbibliothek und lädt die Leitenden ein, sich langfristig zu engagieren.
Zur Strassenbibliothek am Mittwochnachmittag gehört das Klopfen an die Wohnungstüren und die Einladung an jedes Kind der Siedlung Jean Simonet in Châtelaine. Es gehören die Gespräche mit den Eltern dazu, die ihre Freuden und Sorgen des Alltags oder ihre Anliegen für die Zukunft mit uns teilen. Es sind scheue, zurückhaltende Kinder, deren Stimme man wochen- ja monatelang nicht zu hören bekommt. Es sind Kinder, die sich nach und nach aufrichten, mit glänzenden Augen und einem Lächeln. Kinder, die anfangen, von sich zu reden, von ihrer Familie, ihren Freunden, ihrer Schule. Kinder, die eines Tages am Mittwoch nicht mehr hier sind, weil sie es gewagt haben, sich an einem Angebot des Freizeitzentrums “La Concorde” zu beteiligen. Die Leitenden dieses Quartierzentrums sehen die Strassenbibliothek als ein Sprungbrett, das Kindern und ihren Eltern hilft, den Schritt hin zu dieser Einrichtung des Quartiers zu wagen und sich nach und nach als Teil einer grösseren Umgebung zu fühlen.
Offene Fenster!
Die Strassenbibliothek, das sind auch Hunderte von Büchern, die von der Genfer Stadtbibliothek ausgeliehen werden, damit darin geblättert, betrachtet und gelesen werden kann. Es gibt Bücher mit kartonnierten Seiten und andere, die Märchen und Geschichten erzählen. Auch Bücher zum Suchen und Finden, Experimentieren und Raten, Sachbücher über Tiere, Pflanzen, Sport, die Schweiz, über Länder und Kulturen der Welt, Verschiedenheiten, Menschen- und Kinderrechte, Kunst. Auch Zeitschriften und Bildergeschichten. Lauter Mittel für Gross und Klein, sich der Welt, dem Traum und dem Gespräch zu öffnen. Auch manuelle und kreative Tätigkeiten haben das Jahr bereichert, so das Zeichnen und Ausmalen, Gesellschaftsspiele und Spiele im Freien, auch Aktivitäten zu den Jahreszeiten und zu verschiedenen Ereignissen.
Kultur gegen Isolierung und Ausgrenzung
Die Strassenbibliothek will mithilfe der Kultur die Isolierung und Ausgrenzung bekämpfen. Die geschaffene Verbindung zu den Kindern und ihren Eltern ermöglicht es, ihnen in Schwierigkeiten nahe zu sein und sie einzuladen, sich an weiteren Aktionen zu beteiligen.
Wir freuen uns, dass auch die Sommerferien Begegnung und Leben rund um die Strassenbibliothek bringen werden.
Marylise Roy, ständige Volontärin