Die Partizipation auch im politischen Bereich

Markus Christen

Im letzten Teil des Kolloquiums „Endlosschlaufe Armut: welche Verantwortung für unsere Gesellschaft?“ haben mehrere Personen, ihre Erwartungen an das Forschungsprojekt „Armut – Identität – Gesellschaft“ geäussert. Hier spricht Markus Christen, Aktivist von ATD Vierte Welt, über seine Erwartungen im politischen Bereich. 

Ja, auch ich ziehe natürlich eine positive Bilanz, erstens vom heutigen Tag und zweitens von meiner Zeit seit ich bei ATD Vierte Welt mitarbeiten darf. Auch ich durfte dieses Projekt von Anfang an mitbegleiten. Vielleicht noch zum Einstieg. Eigentlich würde hier Christian Vukasovic aus Biel sitzen. Er ist leider erkrankt und darum darf ich ihn hier auch mitvertreten. Wir haben beide ziemlich weitgehende Parallelen. Nämlich der Ansatz in Richtung politische Arbeit. 

Es geht um Partizipation von armutsbetroffenen Menschen auf politischer und gesetzgeberischer Ebene.

Mitarbeit in einer sozialen, politischen Arbeitsgruppe – in unser beider Beispiel sind das je eine Partei –, da bringen wir unsere Anliegen schon einmal mit ein. Es gibt Parteien, da geht das. Im Idealfall kommen so z. B. auch Motionen oder Postulate zustande, die man einreichen kann, was eine sehr direkte Form vom politischen Sich-Einbringen ist. Also die politische Arbeit bei uns beiden war natürlich auch sehr konkret. In meinem Fall, ich habe zweimal in Basel für den grossen Rat kandidiert. Knapp vorbei war zwar auch daneben, aber immerhin. Und bei Christian war es so, dass er für den Stadtrat von Biel auch zweimal kandidiert hat. Nach harten Lebenserfahrungen mit ziemlich breitgefächerten Schwierigkeiten, die auch Suchtproblematik umfassen, hatte Christian den Wunsch und den Willen: Da muss sich etwas ändern im Zusammenhang mit der Begleitung von Menschen, die sich wieder auf einen vernünftigen Lebensweg begeben wollen. Das war seine Überzeugung. 

Meine Überzeugung war es einfach, in einer Stadt wie Basel – man kennt da Armut zwar – ist die Arbeit innerhalb der Politik noch sehr schwach. Und da war es meine Intention, mich da einzubringen. Auf was will ich hinaus: 

Die Partizipation ist auch im politischen Bereich notwendig, um etwas erreichen zu können. 

Es ist nie alles, aber es ist ein Teil und ein wichtiger, weil in der Politik werden die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen, unter denen dann Sozialhilfe geleistet wird oder eben nicht. Unser oberstes Ziel müsste es eigentlich sein, dass es ein nationales Sozialhilfegesetz als Basis geben sollte. Bis jetzt sind wir noch mit 26 verschiedenen Gesetzgebungen unterwegs. 

Das ist so ein bisschen der politische Ansatz, den wir – Christian und ich – zusammen mit anderen auch noch, vehement verfolgen.

Markus Christen, Aktivist von ATD Vierte Welt und Mitglied der Begleitgruppe des Forschungsprojekts „Armut – Identität – Gesellschaft“