Die kreativen Tage im Haus von Treyvaux

Die kreativen Tage im Haus von Treyvaux

Vom 17. bis 22. August nahmen rund zwanzig Personen an sechs Kreativwerkstätten teil: Holzschnitzen, Glasfenster, Seidenmalen, freies Malen, Keramik, Papierblumen gestalten. Zur Offenen Tür am Wochenende kamen rund 60 Personen und bestaunten diese Werke sowie auch die Ausstellung der Aktivitäten, die über ein ganzes Jahr stattgefunden haben.

Ich sitze hier und mache nichts.
Einfach sein,
atmen
und
es geniessen,
so wie es ist.

Ich nehme mir auch das Recht,
traurig zu sein.
„Die kleine Villaˮ,
das Spielhäuschen für die Kinder,
ist für mich Heimat,
da sitze ich oft und gerne.
Ich bin mich.

Ich sehe nur, was ich sehen will,
was mir Kraft gibt,
das Grüne, die Weite
das Raue, das „Stabileˮ
und eben auch die kleine Villa.

Die Villa,
sie ist aus Holz gebaut,
stabil und kräftig
wie ein Mantel,
der Schutz bietet,
der fern hält,
was nicht gebraucht wird
oder schadet.

Sie spendet Kraft,
macht Mut und
ist schweigsam.
Das ist Heimat.

Heute fahren wir zurück,
der Urlaub ist zu Ende, schade.
Ich habe sehr viel geerntet.
Danke, dass ich hier sein durfte.

Ursula Steiner, ATD Vierte Welt Aktivistin

Ich glaube, Ursula hat auch für alle anderen die Worte gefunden: Was wir in diesen kreativen Tagen suchten, das war, dass jeder seinen Platz findet. Zutiefst sich selber sein darf.

Ariane meinte danach: „Für mich war es wichtig, dass man uns ganz frei liess, dass man nicht gezwungen wurde, an einem Atelier teilzunehmen. Dass man auch lesen durfte, sich zurückziehen konnteˮ.

Christine ihrerseits träumte seit Monaten davon, ein grosses Glasfenster mit dem Thema „Lebensbaumˮ zu kreieren. Für den grossen Saal oben im Dachstock. Sie hatte im Sommer einen Plan entworfen und dann im Elsass wunderbar leuchtende Glasstücke eingekauft. Nun wuchs das Werk langsam Tag für Tag unter ihrer fachkundigen Anleitung. Es berührte die Teilnehmenden wie auch die Besucherinnen und Besucher an den Tagen der Offenen Tür, erhellte und verzauberte viele Gesichter, und machte auch nachdenklich.

Valérie und ihr Mann Ugo kamen, weil sie vor kurzem eine zutiefst verletzende Kinderplatzierung erleben mussten. Eine „Kindeswegnahmeˮ. Valérie ging immer wieder ins Seidenatelier und malte mit leuchtenden Buchstaben ein grosses Bild mit dem Namen Aurélie. Und dann in einer zweiten Zeit malte sie eine Mutter, die ihr Baby still in den Armen hält. Und viele kleine Herzen die wie Vögel um die beiden herum fliegen.

Markus kam seinerseits für die beiden Tage der Offenen Tür am Ende der Woche. Mit seiner grossen beeindruckenden Fotoausrüstung, wollte er gute Momente festhalten. Seit Jahren macht er sich immer wieder auf die Suche nach solchen Perlen. Aber seinen neuen Apparat konnte er sich erst leisten, als er das Geld aus Bern erhielt, nachdem der Bundesrat sich für das Unrecht gegenüber den ehemaligen Verdingkindern entschuldigt hatte.

Mit seinem Blick dokumentierte Markus auch den intensiven Moment, als unter dem Baum vor dem Haus das neue Wahrzeichen enthüllt wurde, das der Bildhauer Florent Bambara mit Hilfe von Dutzenden von Händen seit Ostern in die feste Eichenholztafel geschnitzt hat. Das Werk ist wie Ursulas „kleine Villaˮ: Aus Holz, stabil und kräftig. Seine Botschaft verkündet Schutz.

Noldi Christen, ständiger Volontär